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E-Zigarette

Dampf statt Rauch – „Gesunde“ E-Zigarette?

In dem Film „The Tourist“ pafft Leinwandstar Johnny Depp eine elektronische Zigarette. Begeistert sind auch manche jugendliche Kinobesucher: cool, provokant und am Ende noch „gesund“!? Von der Industrie wird dies so angepriesen.

Seit acht Jahren setzt sich die Landesinitiative „Leben ohne Qualm“ (LoQ) – in der auch die Fachstelle für Suchtvorbeugung des Arbeitskreises Jugend- und Drogenberatung im Kreis Warendorf e.V. seit 2003 aktiv mitarbeitet – zum Ziel, dass Nichtrauchen in NRW attraktiv zu machen. Und das mit Erfolg. Sind die Nichtraucherzahlen innerhalb der letzten Jahre deutlich angestiegen, entwickelt sich mit der E-Zigarette eine neue, jugendorientierte Konsumform, die es gilt, kritisch zu begleiten. Aus Sicht der Landesinitiative „LoQ“ ist diese Entwicklung nämlich mehr als bedenklich:

Mit der E-Zigarette wird der Vorgang des Tabakrauchens auf zeitgemäßem Niveau nachempfunden: Der „Rauchgenuss“ wird durch technische Raffinessen (elektronisch gesteuerte Nikotinzufuhr, USB Aufladung etc.) und ansprechendes individuelles Design (von schlanker, vergoldeter bis bunt geflammt im Heavy-Metall-Design) aufs höchste perfektioniert.
Durch digitale Datenübertragung und Social Networking hat die E-Zigarette auch die soziale Funktion der Tabakzigarette als Kontakt- und Kommunikationsmittel in eine zeitgemäße, ansprechende Form überführt.

Derzeit werden von den Herstellern überwiegend erwachsene Raucher/innen als Zielgruppe angesprochen. Kinder und Jugendliche drängen jedoch danach, Erwachsene und deren Verhalten nachzuahmen und „Erwachsensein“ zu demonstrieren. Trendige technische Geräte üben oft eine starke Faszination auf Jugendliche aus und dienen nicht selten dazu, sich von Gleichaltrigen abzuheben.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum gibt zu bedenken: „Die E-Zigaretten ahmen Tabakprodukte in verharmlosender Form nach. Auch das kann Kinder und Jugendliche zum Rauchen verführen“. Hierüber sollten sich Pädagogen und Eltern bewusst sein, wenn sie mit der E-Zigarette konfrontiert oder durch sie provoziert wer-den.

Der zurzeit recht hohe Anschaffungspreis der E-Zigarette wird voraussichtlich die Begehrlichkeit, die nicht durch vorauseilende Interventionen geweckt werden sollte, für Jugendliche zunächst in Grenzen halten. Bis heute sind sich Mediziner/innen und Wissenschaftler/innen nicht im Klaren, welche gesundheitlichen Risiken und Folgen mit dem Konsum von E-Zigaretten verbunden sind. Marita Völker-Albert, Pressesprecherin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, rät deshalb zum vorsichtigen Umgang mit den elektronischen Zigaretten und warnt vor möglichen gesundheitlichen Risiken. Außerdem weist sie darauf hin, wie wichtig es ist, die nikotinhaltigen Kartuschen außer Reichweite von Kindern zu lagern.

Zusammenfassend sind folgende mittelbaren Einflüsse auf Kinder und Jugendliche sind aus Sicht der Prävention zu bedenken:

  • der Einstieg ins Tabakrauchen wird durch eine (öffentliche) Akzeptanz des E-Rauchens nicht verhindert, sondern durch – die Nachahmung von Tabakprodukten – das Angebot vorgeblich „gesunder“, nikotinfreier Produkte und – das Vorbild der E-Raucher/innen gefördert
  • der Ausstieg aus der Tabakabhängigkeit wird durch das E-Rauchen nicht nachweislich unterstützt und vielfach erschwert.

Die Anzahl der in Deutschland lebenden RaucherInnen Zahlen sind derzeit – auch dank vielseitiger Präventionsbemühungen – auf einem Tiefststand. Dies gilt es weiter zu bestärken und zu halten. Diesen erfolgreichen Präventionsbemühungen versucht die Industrie mit einer möglichen Marktetablierung der E-Zigarette entgegenzuwirken. Die E-Zigarette reproduziert ein zu überwindendes positives Bild der „realen“ Zigarette. Hierin liegt die Gefahr begründet, dass dem Habitus des Rauchens eine Attraktivität zugeschrieben wird und damit der Einstieg ins Tabakrauchen gefördert wird.

Pädagogische Interventionen rund um die E-Zigarette sollten nicht vorauseilend erfolgen und nicht die Neugier von Kindern und Jugendlichen sowie die Sorge der Eltern wecken. Bei Problemen mit E-RaucherInnen oder um Provokationen entgegen zu wirken, können Schulen und Jugendeinrichtungen, konkrete, schriftliche Regelungen zum Umgang mit E-Zigaretten in die Hausordnung aufnehmen.

Auch für Eltern, deren Kinder E-RaucherInnen sind, gilt es Regeln aufzustellen (z.B. (E-)Rauchen ab 18 Jahre und nicht im Hause) und ihre Kinder über den Suchtstoff aufzuklären. Eltern wird empfohlen, das Gespräch über die Beweggründe für das Konsumverhalten, über (unbewusste) Bedürfnisse und Sehnsüchte zu suchen. Mit dem Austausch über den Rauch-Habitus und die damit verbundene jugendliche Selbstdarstellung fördern Eltern die Selbstreflexion der/des Jugendlichen und tragen zur gesunden Identitäts-Entwicklung ihrer Kinder bei.
Machen wir mit und fördern aktiv das Nichtrauchen und die Verringerung der Tabakabhängigkeit auch dadurch, dass wir die E-Zigarette ignorieren. Und als Geschenk unter dem Weihnachtsbaum eignen sich eher Nüsse, Äpfel und Mandelkerne als elektronische Nikotinverdampfer.

Weitere Informationen zum Thema Nichtrauchen erhalten Sie über die Internetseite „Leben ohne Qualm“ unter
http://www.loq.de/multiplikatoren/loqmittel.html