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Interkultureller Austausch mit zwei Prophylaxekolleginnen aus Istanbul

MultiplikatorenAuf Anfrage der Beauftragten für Integration/Migration vom Paritätischen Zentrum (Parisozial) in Ahlen, Hatice Yesilyaprak, besuchten Frau Metin Nevin und Frau Murat Sevtap Sema das Arbeitsgruppentreffen der AG-Suchtvorbeugung am 11. Februar 2014 in Oelde und stellten Ihre Selbsthilfearbeit im Rahmen der Suchtvorbeugung in einem Stadtteil in Istanbul vor.

Der Besuch ermöglichte einen Einblick in die suchtpräventive Arbeit der mit 14,6 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichsten Stadt der Türkei und führte zu einem Austausch über suchtprophylaktische Arbeitsansätze und –inhalte, lokale Kooperationsbestrebungen, sowie einem Austausch über Maßnahmen und Projekte bezogen auf die Großstadt Istanbul und dem ländlich geprägten Kreis Warendorf.

Metin Nevin und Murat Sevtap Sema entstammen der Selbsthilfearbeit in Istanbul und sind seit über 20 Jahren im „Verein für ein zeitgemäßes Leben“ engagiert. Er ist einer von 104 Vereinen in der Türkei, die auf dem Hintergrund von ehrenamtlicher Arbeit tätig sind.
Die beiden Frauen arbeiten in einem Stadtteil von Istanbul mit einem hohen Migrantenanteil (Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan). Eine besonders auffällige und schwer zu erreichende Zielgruppe sind dabei junge Menschen, die illegal zuwandern und nicht im Schulsystem integriert sind.

Drogenprobleme gibt es reichlich. Stoffbezogen stehen Alkohol, Cannabis und Amphetamine im Vordergrund. Umschlagplätze sind hier häufig lokale Teestuben.

Glücksspielsucht (z.B. mit Geldspielautomaten) wurde als Thema verneint.

Als Risikogruppen wurden Kinder und Jugendliche ab dem 13. Lebensjahr benannt.

Prävention wird in der Türkei über unterschiedliche Personenkreise geleistet:

• seitens der Polizei (im Rahmen von Gefahrenabwehr)
• über Nervenärzte und psychiatrische Einrichtungen (im Rahmen von Diagnose, medizinischer Versorgung und Therapie)
• und über die Drogenhilfe (die Arbeitsweise konnte nicht näher erklärt werden).

Die Aufgabe des Vereins für ein zeitgemäßes Leben besteht darin, Eltern im Rahmen von Stoffkunde aufzuklären. Diese Vorgehensweise gibt es seit 2007 und kann, nach Einschätzung der beiden Mitarbeiterinnen, als großer Schritt in der Thematisierung von Abhängigkeit bewertet werden – ist doch Abhängigkeit moralisch mit einem großen Stigma versehen.

Das Projekt „Was Eltern über Drogen wissen müssen“ wurde von dem Verein mitentwickelt, seitens der „Bezirksregierung“ für gut empfunden und in der Millionenstadt Istanbul umgesetzt.

K O N Z E P T

Multiplikatoren (Ehrenamtler und Fachkräfte) werden im Rahmen von Stoffkunde geschult, erhalten umfangreiches Informationsmaterial und gehen mit diesem Wissen in die ausgewählten Schulen.

ZIEL ist das Thema „Drogenmissbrauch und Abhängigkeit“ öffentlich zu machen. Dazu gehört auch, besonders aktive Multiplikatoren öffentlich auszuzeichnen.

Ablauf:

• Die Fortbildung umfasst 90 Minuten;
• Schwerpunkt der Fortbildung ist eine Informationseinheit zur Stoffkunde;
• Es werden Informationsmaterialien über Drogen, Medizinische Informationen über Nervenärzte, psychiatrische Maßnahmen, Ambulanzen etc. ausgegeben;
• Zusätzlich erhalten Eltern Verhaltensinformationen bei Suchtmittelgebrauch und ihrer Kinder.

HINWEIS: Inhalte und Abläufe dieser einzelnen Informationsteile wurden nicht konkret vorgestellt.

Erreicht werden:

• anhand der vorgestellten Zahlen ca. 70 bis 85 Eltern pro Veranstaltung.
Hinweis: Die Multiplikatoren sind durchweg weiblich. (Gründe dafür wurden nicht erfragt).

Zum Abschluss des Informationsaustausches entstand das nachfolgende Foto:

Istanbul

Von links: Sandra Bothe, Jens Micke, Klaus Brake, Hatice Yesilyaprak, Hermann Wetterkamp, Metin Nevin, Murat Sevtap Sema Kateryna Kyrychenko, Klaus Liedtke, Katrin Diekhoff, Simone Minnemann