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Seit Jahren bemüht sich die Fachstelle für Suchtvorbeugung darum, das Thema „Sucht im Alter“ in die Öffentlichkeit zu bringen. Dabei ist das Thema aktueller denn je. Wer kümmert sich zum Beispiel um die 75jährige Witwe, die ihren Mann verloren hat, und den Schmerz und die Einsamkeit mit Alkohol und/oder Medikamenten betäubt? oder den Junkie, der mit seiner Heroinsucht über 60 Jahre alt geworden ist, sich aber nun alleine nicht mehr richtig versorgen kann?

Im Vorfeld zur Tagung haben wir eine Zuschrift erhalten, in der ein Interessent seine Erfahrungen mit dem Thema „Sucht im Alter“ kurz schildert:

„Für mich war und ist es spätestens seid dem 14jährigen Aufenthalt meiner Mutter in einer „Seniorenresidenz“ (Durchschnittliche Verweildauer in bundesdeutschen Altenheimen 3 1/2 Jahre) ein Thema. Nach Schlaganfall halbseitig gelähmt und dem Verlust des Sprachvermögens, habe ich ihren Weg in die Sucht wöchentlich anhand der immer größer werdenden Zahl von diesen und jenen Pillen begleiten können. Manches Medikament war notwendig andere – und das waren die meisten – jedoch dem Pflegenotstand geschuldet. Bittere Pillen. Gut, dass ihr das Thema zum Thema macht!“

Mit der am 29. September 2018 durchgeführten und landesweit ausgeschriebenen Fachtagung hatten wir insgesamt 44 Anmeldungen, von den 39 Teilnehmern (hauptamtliche Mitarbeiter und interessierte Privatpersonen) erschienen. Die Resonanz auf dieses Thema zeigt, wie notwendig es ist, sich diesem Thema wissenschaftlich, pflegerisch und pädagogisch intensiver zu nähern.

Die Vorträge selbst haben deutlich gemacht, dass sich die wissenschaftlichen Erfahrungen zu diesem Thema schwerpunktmäßig auf den Bereich der legalen Suchtmittel wie Nikotin, Alkohol und/oder Medikamente beziehen. Die altgewordenen Konsumenten von illegalen Substanzen sind dabei weniger im Blick und werden deshalb auch von der wissenschaftlichen Forschung aktuell nur am Rande als Zielgruppe erfasst.
Eine Ausnahme stellt hier die Einrichtung LÜSA in Unna da, die sich speziell der Zielgruppe der altgewordenen Konsumentinnen und Konsumenten illegaler widmet.

Die Vorträge zu der Fachtagung finden Sie hier:
Sucht kennt keine Altersgrenzen, Armin Koeppe, Landeskoordinierungsstelle Suchtvorbeugung NRW, Mülheim
Suchtrisiken im Alter, Dr. Rainer Krumm, St. Rochus Hospital, Telgte
Junk macht krank – Altenheime für langzeitkonsumierende Drogenabhängige, Anabela Dias de Oliveira, Projekt LÜSA, Unna
Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren aufgerufen, eine Rückmeldung zu der Fachtagung über eine Antwortkarte zu geben. Die Auswertung der 37 Rückmeldekarten finden Sie hier.

Ausgehend von der Fachtagung haben der Verein „Alter und Soziales e.V.“ in Ahlen sowie die Stadt Ahlen beschlossen, sich diesem Thema intensiver zu widmen. Mit Unterstützung des Arbeitskreises Jugend- und Drogenberatung im Kreis Warendorf e.V. ist ein Antrag auf Projektförderung zur Umsetzung des Aktionsplans gegen Sucht in NRW unter dem Titel „Zusammenarbeit von Sucht- und Altenhilfe: Fragen, Problemlagen und Lösungen am Beispiel der Stadt Ahlen“ gestellt worden. Eine Entscheidung über den Antrag steht aktuell aus.