Bereits geringe Mengen von Alkohol in der Schwangerschaft können schwerwiegende Beeinträchtigungen beim ungeborenen Kind bedeuten und fetale Alkoholspektrum-Störungen (FASD) hervorrufen. FASD bezeichnen die vorgeburtlich entstandene Schädigung eines Kindes durch von der schwangeren Mutter konsumierten Alkohol. Es reicht von ausgeprägten Verhaltens- und Lernstörungen, über schwere körperliche und geistige Behinderungen bis hin zu irreparablen Schädigungen des Zentralen Nervensystems.
Schätzungen zufolge kommen in Deutschland jährlich etwa 10.000 Babys mit alkoholbedingten Schädigungen auf die Welt – mehr als 2.000 von ihnen mit dem Vollbild des Fetalen Alkoholsyndroms. Fetale Alkoholspektrum-Störungen zählen zu den häufigsten bereits bei der Geburt vorliegenden Behinderungen in Deutschland. So die Drogenbeauftragte der Bundesregierung in einer Pressemitteilung Ende Februar 2016.
Zu den äußerlich sichtbaren Schäden zählen Kleinwuchs, Untergewicht, kleine Kopfgröße und Fehlbildungen im Gesichtsbereich. Hinzu kommen oftmals „Fütterstörungen“, motorische Unruhe und ausgeprägte Schlafstörungen in der Säuglingszeit. Mit dem Heranwachsen neigen die Betroffenen zur ADHS/ADS-Symptomatik, haben oft kognitive Einschränkungen und Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion.
- Jüngere Kinder fallen oft schon im Kindergarten durch Distanzlosigkeit, übermäßige Aktivität, leichtere Lernschwierigkeiten auf.
- Besonders Lernschwierigkeiten werden im Grundschulalter oft noch deutlicher. Im Sozialverhalten zeigen diese Kinder häufig Defizite – durch Überforderung, Verweigerungshaltungen und/oder in der Überschreitung von Regeln und Grenzen.
Bei Jugendlichen mit fetalen Alkoholspektrum-Störungen sind überdurchschnittlich häufig folgende Auffälligkeiten festzustellen: fehlende Bindungsfähigkeit, Einzelgänger/Außenseiter, depressive und/oder aggressive Grundstrukturen etc. Nicht selten entwickeln diese Jugendlichen eine Suchterkrankung und werden abhängig.
Im Erwachsenenalter sind viele der Betroffenen ohne eine dauerhafte Beschäftigung und ohne Berufsausübung, viele müssen lebenslang betreut werden.
Welche Alkoholmenge in welchem Schwangerschaftsstadium gefährlich ist, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Nur durch den völligen Verzicht auf Alkohol während der Schwangerschaft sind angeborene Alkoholschäden zu hundert Prozent vermeidbar. Trotz dieser Erkenntnis gaben in einer Studie der Charité in Berlin 58 Prozent der befragten schwangeren Frauen an, gelegentlich Alkohol zu trinken.
Die Selbsthilfegruppe für Menschen mit FASD und deren Angehörige „Dabei und Mittendrin“ aus Solingen lädt zu einem Fachtag ein, um über das Fetale Alkoholsyndrom und die damit verbundenen lebenslangen Folgen zu informieren. Als Referent konnte Prof. Dr. Hans-Ludwig Spohr gewonnen werden, der für sein 40-jähriges Engagement und seinen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung für alkoholgeschädigte Kinder im Jahr 2015 vom Bundespräsidenten mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wurde.
Ausschreibung: Das Fetale Alkoholsyndrom – eine vorgeburtliche Schädigung mit lebenslangen Folgen.