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Unionsverlag, 352 Seiten, 19,00 Euro

Hauptakteur ist Dr. Marcel Kamrath – 55 Jahre, Staatssekretär, geschieden, aussichtsreicher Kandidat auf einen Ministerposten, Liebhaber und politischer Vertreter, der daran arbeitet, endlich die Cannabislegalisierung per Gesetz in Deutschland zu ermöglichen.

Alles sieht gut für ihn aus … und dann meldet sich ein ehemaliger guter Freund – Sander – bei ihm, mit dem ihn in den Jahren 1982/83 eine intensive Zeit in der Amsterdamer Hausbesetzerszene in Verbindung mit Cannabiskonsum und -handel verbindet. Und plötzlich gerät seine scheinbar heile, vermeintlich stabile Welt ins Wanken.

Doch diesmal ist er nicht der unbedeutende Deutsche in Amsterdam, sondern der Politikprofi, der für ein Gesetz einsteht, dass nicht nur der politische Gegner gerne von der Agenda genommen sehen würde, sondern auch der illegale Handel. Werden doch „60% des niederländischen Wiets nur für den deutschen Markt angebaut. Wenn ihr ihn legalisiert, ist der deutsche Markt tot, und unsere Plantagenbesitzer können Tapeten aus ihrem Zeug stricken“.

Die politische Auseinandersetzung mit dem Thema Cannabis wird dabei eher blitzlichtartig eingeflochten. Für die Legalisierung sprechen aus Sicht von Dr. Kamrath folgende  Argumente:

  • Leute, die sich ab und zu einen Joint gönnen, sollen nicht weiterhin kriminalisiert werden;
  • In einem kontrollierten Markt steigt die Qualität des Cannabis und der durchschnittliche THC-Gehalt sinkt;
  • Der organisierten Kriminalität wird eine erhebliche Einnahmequelle entzogen und bei den Ordnungsbehörden werden Ressourcen freigesetzt, um sich noch besser auf die Verfolgung der wirklichen Verbrechen zu konzentrieren – vom Serieneinbruch, über die Geldwäsche bis hin zum Handel mit harten Drogen.

Konfrontiert mit seiner eigenen Lebensgeschichte, muss sich Dr. Kamrath die Frage stellen, ob er sich weiter für die Legalisierung stark machen will – denn die Realisierung des Gesetzentwurfs könnte für ihn den persönlichen und politischen Ruin bedeuten.

Das Autorenduo Thomas Hoeps (Deutscher, studierter Germanist) und Jac Toes (Niederländer, freier Gerichtsreporter) wissen, wie man den Leser anfüttert. Kapitelweise erfahren wir etwas über die Geschehnisse von damals und heute. In einer klaren Sprache, die Neugier erzeugt, wie es weitergeht. Verbunden mit der Fragestellung: „Wie weit würdest Du gehen?“.

Klare Leseempfehlung

Kateryna Kyrychenko, Leiter der Fachstelle für Suchtvorbeugung, Drobs Ahlen